Pforzheim/Enzkreis. Nachdem das Landesverkehrsministerium bekanntgegeben hat, dass die DB Regio den Zuschlag für das Bahnnetz 35a erhalten hat, das unter anderem den RE 1 und den bisherigen MEX 17 (zukünftig RE 17) umfasst, fordern die FDP-Landtagsabgeordneten Prof. Dr. Erik Schweickert und Dr. Hans-Ulrich Rülke, dass sichergestellt sein müsse, dass der geplante Betriebsstart Mitte Dezember 2026 reibungslos verläuft. „Ein Chaos wie bei der letzten großen Fahrplanumstellung Mitte 2019 muss in jedem Fall verhindert werden“, so die Liberalen wörtlich. Berichte darüber, dass das Land sich jedoch bereits jetzt auf ein Ersatzkonzept verlassen müsse, um den RE 1 zukünftig durchgehend wie vorgesehen bis Friedrichshafen fahren zu lassen, lassen jedoch Zweifel an einem problemlosen Start wachsen.
Hintergrund des drohenden Chaos ist die Umstellung auf das digitale Steuerungssystem ETCS (European Train Control System), welches künftig im Bahnknoten Stuttgart eingesetzt werden soll. Von den 130 vom Land neu bestellten ETCS-fähigen Doppelstockzügen müssten bis zum Start Ende 2026 mindestens 80 geliefert sein, um den verlängerten RE 1 und weitere Verbindungen wie geplant bedienen zu können. Tatsächlich werden es wohl nur 35. Nun ist man abhängig davon, dass wenigstens von Alstom und Siemens zugesagte Ersatzzüge rechtzeitig geliefert werden können. Als Armutszeugnis betrachtet dies Schweickert, der sich seit Jahren im Rahmen der „Qualitätsoffensive für die Residenzbahn“ für den Bahnverkehr in der Region einsetzt.
„Es ist beinahe traurig, dass der immer weiter verspätete Start von Stuttgart 21 dem grünen Verkehrsminister nun sogar hilft und weitere Zeit verschafft. Dabei hatte man viele Jahre Zeit, um sich vorzubereiten und sicherzustellen, dass eine ausreichende Zahl von Zügen da ist. Die Fahrgäste dürfen in jedem Fall nicht die Leidtragenden von Versäumnissen des jetzigen Ministers werden. Es bleibt nur zu hoffen, dass die Zusagen der Hersteller eingehalten werden, sonst droht schon zum Start der nächste Fehlschlag für eine neue Netzkonzeption“, so der Enzkreisabgeordnete. Gemeinsam mit seinem Pforzheimer Kollegen Rülke habe er deshalb eine Kleine Anfrage an die Landesregierung gerichtet, um Aufklärung zu erhalten.
Darüber hinaus wollen die Liberalen zudem einen Überblick über die anstehenden Änderungen für den Schienenverkehr in der Region erhalten. Wie sollen sich die Taktungen und Anbindungen in die umliegenden Stadt- und Landkreise entwickeln? Welche Vor- aber auch Nachteile bringt das neue Bahnnetz mit sich? Das sei für viele Pendlerinnen und Pendler noch immer unklar. „Der grüne Verkehrsminister hat zumindest immer verkündet, dass mit dem Start von Stuttgart 21 auch für die Region Pforzheim/Enzkreis alles besser werden soll.
Nachdem jetzt klar ist, wer die wichtigen Bahnlinien in Zukunft betreiben soll, muss er seinen Worten nun auch erste Taten folgen lassen. Von Pforzheim schnell per Bahn an den Bodensee reisen zu können, ist zwar schön und gut, bringt dem täglichen Pendler, der nach Stuttgart oder Karlsruhe fährt aber wenig, wenn er sich nicht auf eine regelmäßige, schnelle und zuverlässige Verbindung verlassen kann“, erwartet Rülke Aussagen dazu, ob das große Ziel einer Verbesserung des Schienenverkehrs in der Region tatsächlich erreicht wird.