Schweickert: „Auch nach fünf Jahren keine Besserung in Sicht“
Jahr für Jahr gleichen sich die Berichte über die Pünktlichkeit der Züge auf der Residenzbahn. Auch das Jahr 2024 bietet hier keine Ausnahme und so zieht der FDP-Enzkreisabgeordnete Prof. Dr. Erik Schweickert das ernüchternde Fazit: „Auch fünf Jahre nach der großen Fahrplanumstellung gibt es keinen zuverlässigen Bahnverkehr in der Region. Nicht einmal mehr eine Verbesserung ist in den vergangenen zwei Jahren sichtbar. Die Bahnfahrt gleicht beinahe einer Lotterie, vor allem wenn ich nur wenig Zeit mitbringe.“ Den subjektiv schlechten Eindruck der Bahnfahrerinnen und Bahnfahrer bestätigt auch das Landesverkehrsministerium in seiner Antwort auf eine Kleine Anfrage (Drs. 17/7741) des liberalen Landtagsabgeordneten. Demnach stagniere bis sinke die Pünktlichkeit auf der Residenzbahn nach einem anfänglich positiven Trend seit 2022 wieder. „Die vertraglichen Zielwerte wurden 2024 daher erneut verfehlt“. Daran ändere auch nichts, dass sowohl bei den von Arverio (ehemals Go-Ahead) (IRE 1) und der SWEG Bahn Stuttgart (SBS) (MEX 17) bedienten Gesamtnetzen Franken-Enz und Neckartal seit dem 1. Halbjahr 2024 ein leichter positiver Trend zu beobachten sei. Aus Sicht Schweickerts zeige der Blick auf die Zahlen allein für die Residenzbahn zudem, wenn überhaupt, nur eine Verbesserung im homöopathischen Bereich.
Konkret hat insbesondere der IRE 1 weiterhin große Probleme mit der Pünktlichkeit. Die Endhalte in Karlsruhe und Stuttgart werden nur selten innerhalb der vertraglich als pünktlich vereinbarten 3:59 Minuten erreicht. In Karlsruhe erreichten im abgefragten Zeitraum zwischen November 2023 und Oktober 2024 in nicht einem Monat auch nur zwei Drittel aller Züge ihr Ziel pünktlich. Besonders schlecht fielen die Monate April und Juni aus, wo nicht einmal ein Drittel der Züge pünktlich ankamen. In Stuttgart sah es nur wenig besser aus. Immerhin einmal schafften es beinahe drei Viertel aller Züge innerhalb eines Monats pünktlich ans Ziel, als im August 73,9 Prozent der Züge innerhalb des 4-Minuten-Zeitfensters am Stuttgarter Hauptbahnhof ankamen. Wie schon in der Vergangenheit ist die Situation an den IRE-Zwischenhalten Pforzheim und Mühlacker zwar besser, jedoch noch immer weit entfernt von einem zufriedenstellenden Zustand, denn auch dort kamen durchgehend nur zwischen 63 Prozent und 82 Prozent der Züge pünktlich an.
Etwas besser aber noch immer weit entfernt von einer guten Bewertung, sah es beim MEX 17 aus. Bei diesem kamen über das Jahr gesehen um die 70 Prozent aller Züge pünktlich in Pforzheim an, während die Quoten am anderen Endhaltepunkt in Stuttgart zwischen 55 Prozent im November 2023 und 70,6 Prozent im Juni 2024 schwankten. Auch dort ist die Tendenz zu beobachten, dass am Zwischenhalt Mühlacker bessere Quoten zwischen 75,8 Prozent und 87,9 Prozent erreicht wurden. Wiederum etwas besser als die SBS, aber trotzdem mit größeren Problemen als in der Vergangenheit schnitt die AVG ab, bei der regelmäßig anders als früher auch Quoten unter 80 Prozent zu beobachten waren.
Und nicht nur mit der mangelnden Pünktlichkeit hatten Fahrgäste 2024 zu kämpfen, sondern ebenso erneut mit Zugausfällen. Monate wie Juni und August 2024, in dem in den jeweiligen Netzen der Betreiber Arverio und SBS ein Viertel bis ein Drittel der Züge ohne Schuld des Betreibers ausfielen, machen deutlich, wie wenig zuverlässig die Bahnen in der Region häufig unterwegs sind. So stehen auch im Jahr 2024 wieder tausende ausgefallene Züge in der Bilanz. Als kleiner Lichtblick bleibt nur, dass es sowohl der SBS als auch Arverio gelang, die selbstverschuldeten Ausfälle zu verringern.
Ein Hauptgrund für die großen Probleme im regionalen Bahnverkehr lag demnach nach Angaben des Verkehrsministeriums auch in diesem Jahr erneut im hohen Baustellenvolumen und viel zu kurzfristiger Kommunikation der dafür zuständigen DB InfraGo. Insbesondere im Frühjahr oder zuletzt am zweiten Novemberwochenende hatte es deshalb massive Verspätungen gegeben. Zumindest bislang habe auch das neue Instandhaltungsprogramm der DB InfraGo, mit dem Instandhaltungsmaßnahmen in längerfristig geplante Sperrfenster (Instandhaltungs-Container) gelegt werden sollen, noch nichts an dieser unbefriedigenden Situation geändert. Das Land wirke jedoch weiterhin darauf ein, dass eine schnellere und transparente Kommunikation der Baustellen umgesetzt werde, so das Ministerium. Selbiges erwartet auch Schweickert, der sich vor einigen Monaten ebenfalls an die Bahn gewandt hatte. Damals hatte die Bahn Verbesserungen ab August 2024 versprochen. „Den Worten müssen nun jedoch endlich Taten folgen, denn es kann nicht sein, dass sowohl die Fahrgäste als auch die Eisenbahnverkehrsunternehmen am Ende die Leidtragenden schlechter Planung und Kommunikation durch die DB InfraGo sind. Ein Chaos wie in diesem Jahr muss mit Blick auf die vielen weiteren geplanten Baustellen im Raum Stuttgart dringend vermieden werden. Wenn baustellenbedingte Einschränkungen schon nicht zu vermeiden sind, müssen diese wenigstens rechtzeitig bekannt sein, damit ein funktionierender Schienenersatzverkehr eingerichtet werden kann und die Fahrgäste sich darauf einstellen können“, macht der Enzkreisabgeordnete seine Erwartungen für die Zukunft deutlich. Selbstverständlich müssten jedoch auch die SBS und Arverio ihre Hausaufgaben machen und beispielsweise ausreichend Personal bereitstellen. Ein „Ping-Pong-Spiel“ und das Hin- und Herschieben der Verantwortung für die Probleme auf der Residenzbahn dürfe es nicht geben.