Die Verlegung der heutigen Tank- und Rastanlage „Enztal“ an der A 8 an den neuen Standort Kämpfelbach-Nord wird die Sicherheit für das Grundwasser im Wasserschutzgebiet „Unteres Enztal“ deutlich steigern. Davon werden sowohl die Stadt Pforzheim als auch die Gemeinde Niefern-Öschelbronn profitieren. Gleichzeitig befindet sich jedoch die Wasserförderung der Stadtwerke Pforzheim mit ihren dortigen Brunnen auf dem Weg einer Verdreifachung im Vergleich zum Jahr 2016. Diese interessanten Erkenntnisse gewann der FDP-Enzkreisabgeordnete Prof. Dr. Erik Schweickert aus der Antwort zu einer kleinen Anfrage (Drucksache 17/1134), mit der der Liberale aktuelle Informationen zu den Umweltrisiken der Autobahntankstelle an der A 8-Raststätte Enztal zu gewinnen erhoffte. „Ein Schelm wer nun Böses dabei denkt, dass die Pforzheimer Wasserförderung im Enztal just in dem Moment explodiert, in dem Niefern-Öschelbronn beginnt, die Pläne für das Gewerbegebiet Reisersweg voranzutreiben, das von Teilen des Pforzheimer Gemeinderats und der SWP lieber verhindert werden würde“, vermutet Schweickert einen Zusammenhang zwischen der gestiegenen Wasserförderung und den auf Pforzheimer Seite umstrittenen Gewerbegebietsplänen der Nachbargemeinde. Der Liberale wollte insbesondere wissen, welche Brunnen und welche Fördermenge von einem möglichen Havarieszenario im Umfeld der A 8-Tankstelle betroffen sein könnten. Das Ergebnis: Während die SWP im Jahr 2020 fast 2,2 Mio. m³ Wasser im betroffenen Bereich in den Enzauen entnahm und damit eine drastische Steigerung im Vergleich zu den 811.718 m³ des Jahres 2016 vorweist, sanken die Förderungen der drei Brunnen Niefern-Öschelbronns mit insgesamt ca. 186.000 m³ jeweils auf etwas mehr als ein Drittel der Fördermengen des Jahres 2016. Obwohl es laut einer weiteren schriftlichen Mitteilung von Umweltministerin Thekla Walker unüblich sei, können die Fördermengen der Brunnen auf Pforzheimer Seite zudem nicht einzeln ausgewiesen werden, was Schweickert zur Frage veranlasst, inwieweit man dann bei einem möglichen Havarieszenario optimal vorbereitet sei. „Wie soll ich bei einem Vorfall gezielt einzelne Brunnen ansteuern und als Abwehrbrunnen nutzen, wenn ich nicht weiß, wo wie viel gefördert wird?“, fürchtet der Enzkreisabgeordnete.
Sauer stößt Schweickert jedoch auf, dass die SWP zwar das geplante Gewerbegebiet ablehnen, gleichzeitig aber nicht wirklich anerkennen, dass die Verlegung der Tankstelle an der A 8, die im Jahr 2010 vom ihm selbst als damaligem FDP-Bundestagsabgeordneten und dem Niefern-Öschelbronner Altbürgermeister Jürgen Kurz ins Spiel gebracht wurde, einen weitaus größeren Effekt auf den Wasserschutz im Enztal hat als jede andere Maßnahme. „Aktuell können noch 300.000 Liter Kraftstoffe in den unter- und oberirdischen Tanks an der Tankstelle gelagert werden. Hinzu kommen stillgelegte Tanks mit einem Volumen von 120.000 Litern. Das hält die SWP nicht von einer massiven Ausweitung der Wasserförderung ab. Dabei sind diese Gefahren deutlich größer als die Ansiedlung von unschädlichem Gewerbe im Reisersweg“, kritisiert der Enzkreisabgeordnete die Haltung aus Pforzheim. Der damalige Vorstoß zur Verlegung der Tank- und Rastanlage habe sich im Nachhinein als goldrichtig erwiesen, obwohl er zunächst auch von Seiten des ehemaligen Pforzheimer Oberbürgermeisters Hager belächelt worden sei. „Niefern-Öschelbronn hat damit mehr für eine sichere Wasserversorgung der Stadt Pforzheim getan, als heute jede Kritik am Reisersweg bewirken könnte“, so die klare Ansage.
Schweickert zeigt sich insbesondere verwundert über die plötzlichen Sorgen über die Sicherheit der Wasserversorgung der Stadt Pforzheim. Immerhin habe man sich dort beim Bau der zweiten Buckenberg-Auffahrt auch nicht um die Brunnen geschehrt. „Deshalb ist es jetzt nicht angebracht, Misstöne gegenüber Nachbargemeinden, bei denen man Wasser fördert, wegen deren lange bekannter Pläne aufkommen zu lassen“, so der Liberale abschließend.