Die Bedeutung ausreichender Kinderbetreuung für Familien ist in den vergangenen Monaten mehr als deutlich geworden. Hinzu kommen regelmäßige Berichte von Eltern über die Schwierigkeiten trotz eines Rechtsanspruchs überhaupt einen Kita-Platz zu bekommen. Grund genug für den FDP-Enzkreisabgeordneten Prof. Dr. Erik Schweickert sich im Rahmen einer kleinen Anfrage (Drucksache 16/10004) bei der Landesregierung nach der Situation der Kinderbetreuung im Enzkreis zu erkundigen. „Aus der Anfrage geht deutlich hervor, dass der Bedarf nach Betreuungsplätzen rasant gewachsen ist. Während 2015 noch 8.012 Plätze in Kindertageseinrichtungen im Enzkreis genehmigt wurden, waren es im vergangenen Jahr bereits 9.402. Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf ist für viele Eltern von größter Bedeutung und die Kommunen stehen gleichzeitig vor der Herausforderung dem wachsenden Bedarf nachzukommen“, zieht Schweickert als Erkenntnis aus der Antwort des Kultusministeriums.
Auch im seitens des Ministeriums konsultierten Jugendamt des Enzkreises geht man von weiter steigenden Kinderzahlen und einer steigenden Betreuungsquote aus, sodass ein weiter steigender Ausbau angenommen wird. Ab dem kommenden Jahr solle es zudem in Zusammenarbeit von Kreisverwaltung und Kommunen eine längerfristige Planung und Bedarfserhebung geben. „Gerade angesichts der Schwierigkeiten einer genauen Planung und der unterschiedlichen Bedürfnisse in den Familien halte ich eine engere Abstimmung zwischen allen Beteiligten im Enzkreis für sinnvoll. Zumal sich der Rechtsanspruch nicht auf einen bestimmten Ortsteil, sondern auf einen ‚Platz in zumutbarer Erreichbarkeit‘ bezieht. Nichtsdestotrotz ist es selbstverständlich wünschenswert, dass alle Kinder einen Betreuungsplatz am Wunschort erhalten. Dass das Betreuungsangebot weiter ausgebaut wird, ist deshalb vollkommen richtig“, erklärt Schweickert.
Als problematisch erweist sich beim Ausbau der Kinderbetreuung häufig jedoch weniger die Investition in Steine, als vielmehr die Personalsituation. Laut Jugendamt des Enzkreises wisse man zwar nicht, wie viele der insgesamt 1.094 Vollzeitstellen im Kreis vakant sind oder waren, allerdings lasse sich „die zunehmende angespannte Personalsituation erahnen“ und in einzelnen Kommunen gebe es personelle Engpässe. „Um die personellen Engpässe zu beseitigen, sind Bund und Land in der Pflicht den Erzieherberuf attraktiver zu machen. Zwar wurden schon diverse Maßnahmen eingeleitet, die insbesondere die Ausbildung betreffen, allerdings scheinen nicht alle davon zu greifen. Der Personalmangel in der Kinderbetreuung ist derzeit eher eine Dauerbaustelle“, verweist Schweickert darauf, dass beispielsweise im Schuljahr 2020/2021 keine Klasse für die vierjährige praxisintegrierte Ausbildung in Teilzeit gebildet werden konnte.
Positiv sei abschließend jedoch immerhin zu vermerken, dass die Corona-Pandemie nach Einschätzung des Kultusministeriums keine langfristigen Auswirkungen auf das Angebot an Betreuungsplätzen haben werde. „So bleibt nur zu hoffen, dass die Kitas möglichst bald wieder in den Regelbetrieb gehen können“, meint Schweickert abschließend.