Die beiden regionalen FDP-Landtagsabgeordneten Dr. Hans-Ulrich Rülke und Prof. Dr. Erik Schweickert wollen den Trend zu kleinen Schlachthäusern unterstützen, nachdem eine gemeinsame kleine Anfrage (Drucksache 16/8330) an die Landesregierung ergeben hatte, dass im Enzkreis derzeit noch 21 zugelassene Schlachtbetriebe existieren. Darunter ein Großschlachter und 20 Kleinbetriebe, fünf davon würden derzeit jedoch keine Schlachtungen ausüben. In Pforzheim gibt es nach Angaben von Agrarminister Peter Hauk wiederum schon seit 2010 keinen zugelassenen Betrieb mehr. „Aus dem reinen Verhältnis von Groß- und Kleinschlachtbetrieben geht jedoch nicht die Dominanz des einzigen weithin bekannten Großschlachters der Region mit Sitz in Birkenfeld hervor“, geben allerdings die beiden Liberalen zu Bedenken.
Laut Angaben des Ministeriums für ländlichen Raum und Verbraucherschutz wird die starke Konzentration auf einige wenige Großbetriebe vor allem durch den scharfen Wettbewerb im Fleischmarkt hervorgerufen. So kämen die Supermärkte und Discounter den Bedürfnissen der Verbraucher mit niedrigen Preisen entgegen, gleichzeitig könnten jedoch nur große Betriebe große Chargen mit gleichbleibender Qualität zu niedrigen Preisen liefern. Kleinere Unternehmen würden demgegenüber vor allem Nischenmärkte erfolgreich bedienen können. Generell seien Schlachtungen in kleineren Betrieben nur dann wirtschaftlich darstellbar, wenn die zu erzielenden Preise deutlich höher seien. „Es kommt also in entscheidender Weise darauf an, den Verbrauchern klarzumachen, dass die Produkte einen höheren Preis wert sind. Angesichts der Vorkommnisse im Zuge der Corona-Pandemie gehe ich jedoch davon aus, dass sich mehr und mehr Verbraucher Gedanken, um die Qualität und Herkunft des Fleisches machen“, so der Pforzheimer Abgeordnete und Fraktionsvorsitzende der FDP/DVP im Stuttgarter Landtag Dr. Hans-Ulrich Rülke.
Der Enzkreisabgeordnete Schweickert ergänzt, dass der Betrieb eines Schlachthofes angesichts der hohen Anforderungen des EU-Hygienerechts sehr hohe Investitionen erfordere und auch im Unterhalt hohe Kosten nach sich zieht. „Ich begrüße es, dass das Land Baden-Württemberg Investitionsförderung betreibt, um kleinen Schlachthöfen, Metzgereien oder auch landwirtschaftlichen Betrieben mit dem Wunsch nach Direktvermarktung überhaupt eine reelle Chance zum Einstieg in den umkämpften Markt zu geben. Eine ganz praktische Möglichkeit wäre es hierbei, dass in den kommunalen Schlachthäusern im Enzkreis auch gewerbliche Schlachtungen von Kleinbetrieben wieder erlaubt werden“, so die Forderung Schweickerts an die Verwaltung. Allerdings habe er nicht den Eindruck als lege die Landesregierung einen wirklichen Fokus auf Kleinbetriebe und schließlich sei es auch notwendig, dass die Veterinärämter den Betrieben die notwendige Flexibilität gewähren und die Spielräume des Lebensmittelrechts ausnutzen. Was letzteren Punkt angehe, habe er von hiesigen Metzgern eher Negatives gehört. „Laut Landesregierung stünden die Veterinärämter dem Wunsch nach einer Zulassung zwar stets offen gegenüber und würden auch den Spielraum des Lebensmittelrechts ausnutzen. Ich wage allerdings zu bezweifeln, dass dies auch in der Praxis vor Ort immer so ist“, so Schweickert.