Aktuell werden die Erweiterungsmöglichkeiten des Schömberger Modehauses Bertsch breit in der Presse diskutiert. Der Regionalverband hatte sich bereits in der Vergangenheit gegen die Erweiterung ausgesprochen. Zuletzt war die Gemeinde Schömberg jedoch auf Druck des Verbands dazu gezwungen, den Bebauungsplan anzupassen. Maximal 300 Quadratmeter darf das Modehaus demnach noch wachsen, danach wäre Schluss. Hiergegen wollen sich die Eigentümer des Modehauses, Udo und Ursula Bertsch jedoch wehren und luden deshalb den Vorsitzenden des FDP-Kreisverbands Calw, Herbert Müller und den FDP-Landtagsabgeordneten und Sprecher für Mittelstand der FDP-Landtagsfraktion Prof. Dr. Erik Schweickert zu einem Vor-Ort-Besuch ein.
„Der Erhalt der wirtschaftlichen Diversität unserer Gemeinden und Regionen ist mir ein wichtiges Anliegen. Diese gilt es zu stärken und zu bewahren“, so Schweickert. Er setze sich im Landtag seit langem für den Erhalt und die Stärkung mittelständischer Unternehmen ein. Dabei betonte der Liberale, der auch dem Wirtschaftsausschuss des Landtags vorsitzt, während des Austauschs, dass der Regionalverband nicht von oben in die Gemeinden und mittelbar in die Unternehmen hineinregieren solle. „Es kann nicht sein, dass ein erfolgreiches Einzelhandelsgeschäft wie Bertsch auf Geheiß des Regionalverbands so stark reguliert wird und künftig nicht die Möglichkeit bekommt, sich angemessen zu entfalten. Das zunehmende Ladensterben bedroht die Vielfalt und Attraktivität unserer schönen Ortsmitten. Wir sollten deshalb froh sein, wenn es auch in kleineren Orten noch Magneten gibt, die für eine Belebung sorgen. Gerade deshalb muss man Entwicklungsmöglichkeiten schaffen und nicht begrenzen“, sprach sich Schweickert für eine stärkere Handlungsfreiheit der Gemeinde aus und versprach dem im Landtag nachzugehen.
Der Abgeordnete sprach der Eigentümerfamilie damit aus dem Herzen. Diese betonten, dass ihr seit über hundert Jahren bestehendes Modehaus den Kern Schömbergs ausmache. Das vielfältige Angebot spreche viele verschiedene Altersgruppen an und sei eine Anlaufstelle zum Shoppen und Stöbern, die es in der näheren Umgebung kaum noch gebe. Die Schömberger Ortsmitte genieße damit praktisch ein Alleinstellungsmerkmal.
Auch der FDP-Kreisvorsitzende Müller erklärte: „Die Steuerung durch obere Instanzen schadet den Unternehmen in ihrer Entwicklung und Entfaltung.“ Schon in der Vergangenheit habe es der Regionalverband durch seine Politik nicht geschafft, das Ladensterben im ländlichen Kreis Calw zu verhindern. „Was soll sich jetzt daran geändert haben?“, so Müller lakonisch.
Ein Beispiel dafür sei die seit 2015 anhaltende Odyssey des leerstehenden Hotel Krone, in dem zwischenzeitlich erst ein Flüchtlingsheim und dann ein Pflegeheim entstehen sollte. Auch aus den Planungen für ein Mehrfamilienhaus sei nichts geworden. Dies zeige nur einmal mehr die Unfähigkeit des Regionalverbandes sich für die Gemeinde einzusetzen. Nicht nur das Hotel Krone stehe leer, so Müller
weiter. Durch die Corona-Pandemie hätten auch weitere Unternehmen wie ein Bettengeschäft und ein Spezialitätenladen schließen müssen. „Wenn der Regionalverband so weitermacht, ist Bertsch als nächstes dran. Dann ist Schömberg bald nicht mehr die Glücksgemeinde, sondern nur ein weiteres Beispiel für aussterbende Ortsmitten im Nordschwarzwald“, befürchtete der FDP-Kreisvorsitzende.
Schweickert plädierte entsprechend dafür, die Gemeinden der Region weniger direkt zu beeinflussen und mehr Vertrauen in die Akteure vor Ort zu setzen. Ziel müsse sein, Städte und Gemeinden wieder attraktiv zu machen, Anreize zu schaffen und Freiheiten zu geben. „Nur so kann das Ladensterben verhindert werden und auch örtlich bedeutsamen Einzelhändlern wie dem Modehaus Bertsch eine Zukunft gegeben werden“, so Schweickert schließlich.