Versorgung mit Kinderärzten lässt im Enzkreis zu wünschen übrig

Beschwerden von Eltern über Aufnahmestopps und lange Wartezeiten bei Kinder- und Jugendärzten haben den FDP-Landtagsabgeordneten Prof. Dr. Erik Schweickert dazu veranlasst, bei der Landesregierung nachzuhaken, wie es um die kinderärztliche Versorgung im Enzkreis steht. Die Ergebnisse seiner Kleinen Anfrage (Drucksache 17/6545) bestätigen nun, was Eltern und ihre Kinder seit längerem zu spüren bekommen, denn tatsächlich ist die Versorgung im Kreisgebiet bereits seit dem Jahr 2020 nicht mehr ausreichend. Zwar weist der Versorgungsgrad nach einem Tiefstand von 83,4 Prozent im Jahr 2020 derzeit wieder einen positiven Trend nach und liegt derzeit bei 99,1 Prozent, der Nachholbedarf ist jedoch nicht nur aus Sicht des Liberalen offensichtlich. „Zwar steigen aktuell sowohl die Stellen- als auch die Kopfzahlen bei den Kinderärzten, allerdings ist der auch bei den Hausärzten zu beobachtende Trend, dass gerade junge Ärztinnen und Ärzte ein Angestelltenverhältnis mit letztlich insgesamt niedrigerem Versorgungsvolumen bevorzugen, bislang unaufhaltsam. Wo früher der zugelassene Arzt noch 60 bis 70 Stunden pro Woche gearbeitet hat, werden heute geregelte Arbeitszeiten in einer 40-Stunden-Woche oder Teilzeit bevorzugt. Es braucht also mehr Ärzte als früher, um den Bedarf zu decken. Die Bedarfsplanung muss dementsprechend angepasst werden“, erklärt Schweickert und fordert den grünen Landesgesundheitsminister Manfred Lucha zum Handeln auf. Die Zahlen, die dieser dem Enzkreisabgeordneten geliefert hat, untermauern dies. Zwar ist die Zahl der Kinderärztinnen und –ärzte im Enzkreis mit 15 derzeit auf einem Höchststand seit dem Jahr 2013. Der Versorgungsgrad ist jedoch deutlich niedriger und lag 2013 noch bei 138,1 Prozent. Ablesen lässt sich dies auch am Verhältnis der angestellten zu zugelassenen Ärzte. Während es im Januar 2010 noch zehn zugelassene Kinder- und Jugendärztinnen und –ärzte im Enzkreis und nur zwei Angestellte gab, sind mit Stand Januar 2024 die Mehrzahl der Ärztinnen und Ärzte in einem Angestelltenverhältnis. Acht Angestellten stehen nur noch sieben Zugelassene gegenüber. Positiv stimme einzig und allein, dass seit 2021 ein erkennbarer Verjüngungsprozess stattfinde und sieben der 15 Kinder- und Jugendärztinnen und –ärzte unter 50 Jahre alt seien.

Im vergangenen Jahr versorgten die Kinderarztpraxen im Enzkreis nach Angaben des Gesundheitsministeriums rund 13.000 Kinder und Jugendliche. Rund 67 Prozent davon stammten aus dem Kreis selbst, rund 30 Prozent kamen aus den benachbarten Stadt- und Landkreisen, davon acht Prozent aus Pforzheim. Die übrigen Patientinnen und Patienten kamen aus weiter entfernten Regionen. Überrascht zeigt sich Schweickert davon, dass dem Gesundheitsministerium bislang keine Beschwerden über mangelnde Termine und volle Wartelisten aus dem Enzkreis vorliegen würden. Ihm selbst hätten bereits häufiger Eltern von Schwierigkeiten bei der Arztsuche berichtet. „Darüber hinaus räumt der Gesundheitsminister ein, dass beispielsweise Sternenfels akut unterversorgt ist. Es wundert mich deshalb, dass die Beschwerden bisher nicht im Ministerium anzukommen scheinen. Es wird deshalb höchste Zeit, dass das Land endlich zusätzliche Maßnahmen in die Wege leitet und gemeinsam mit den Ärzteverbänden dafür sorgt, dass der große Bedarf nach Kinder- und Jugendärzten im Enzkreis schnellstmöglich wieder gedeckt wird“, macht Schweickert abschließend nochmal den Handlungsbedarf deutlich.