Überraschendes wie auch Erwartetes trug eine kleine Anfrage (Drucksache 16/9189) des FDP-Enzkreisabge-ordneten und Sprechers des Aktionsbündnisses „Qualitätsoffensive für die gesamte Residenzbahn“ Prof. Dr. Erik Schweickert zur Fahrgastzufriedenheit auf der Strecke zwischen Stuttgart und Karlsruhe zutage. Die wichtigste Erkenntnis lässt sich laut Schweickert mit „Schlechte Noten, aber trotzdem gestiegene Nachfrage nach Nahverkehr auf der Schiene“ zusammenfassen. Besonders bemängelten die Fahrgäste insbesondere die Pünktlichkeit der beiden Anbieter. Auch die Fahrgastinformationen im Fall einer Störung wurden häufig als mangelhaft bewertet. In beiden Punkten gebe es nach Angaben des Verkehrsministeriums allerdings deutliche Verbesserungen, was Schweickert allerdings auf Basis einer anderen Anfrage (Drucksache 16/9179) schon zuvor relativiert hatte. Ein wenig überrascht zeigt sich der Enzkreisabgeordnete angesichts der schlechten No-ten allerdings darüber, dass bis zum Februar 2020 die Nachfrage insbesondere beim IRE 1 deutlich gestiegen sei. „In Anbetracht der Schlechtleistungen der beiden Betreiber überrascht diese Information doch positiv“, räumt Schweickert ein. Leider habe das Verkehrsministerium keine detaillierten Zahlen genannt. Dass häufig der Eindruck entsteht, die Fahrgastzahlen seien zurückgegangen, führt das Ministerium vielmehr auf Fahrgast-verlagerungen vom ehemaligen RE auf den häufiger verkehrenden IRE und die großzügigen Kapazitäten im RB von Abellio zurück.
Deutlich wurde in der Anfrage allerdings auch, dass beide Betreiber bis heute Probleme haben, die vertraglich festgelegten Vereinbarungen einzuhalten. Neben immer wieder auftretenden Personalproblemen, räumt das Verkehrsministerium ein, dass es seit der Fahrplanumstellung im Juni 2019 wiederholt zu Minderkapazitäten sowohl bei Abellio als auch Go-Ahead kam. Diese wurden insbesondere durch die verspäteten Auslieferungen und Softwareprobleme hervorgerufen. Go-Ahead stehen erst seit dem Frühjahr 2020 alle bestellten Fahrzeuge zur Verfügung. Abellio erhält erst jetzt langsam alle Fahrzeuge. Noch drastischer wirken sich dort allerdings die Softwareprobleme aus, die verhindern, dass eine Kombination aus drei- und fünfteiligen Zügen, die eigent-lich vertraglich festgelegt ist, genutzt werden kann. Eine Lösung wird dort für das Frühjahr 2021 erwartet. „Es ist schlicht unglaublich, dass die neuen Züge erst zwei Jahre nach Inbetriebnahme endlich einmal wie geplant genutzt werden können. Hier ist die Landesregierung zukünftig gefordert zu verhindern, dass die Fahrgäste am Probebetrieb der Züge teilnehmen müssen“, zeigt sich Schweickert entsetzt über die anhaltenden Software-probleme.
Unabhängig von den pandemiebedingten Herausforderungen sieht der Enzkreisabgeordnete auch weiterhin deutliches Verbesserungspotenzial. „Das Verkehrsministerium sieht die Residenzbahn zwar auf einem guten Weg, aber das ist auch nicht schwierig, wenn man von einem so niedrigen Niveau startet. Ich würde deshalb eher noch von einem langen Weg sprechen, der schnellstmöglich zurückgelegt werden sollte, damit die Fahr-gäste in hoffentlich naher Zukunft auch tatsächlich zufrieden auf das Angebot auf der Residenzbahn schauen können“, drückt Schweickert seine Erwartungen aus. Man müsse nun mit Hochdruck auf Verbesserungen hin-wirken, damit die Schiene allerspätestens nach dem Ende der Pandemie wieder eine gute Alternative zum eigenen Auto sei.