Offensichtlich keine Rolle spielt die Auslastung der Windkraftanlagen im Nordschwarzwald für die grün-schwarze Landesregierung und ihre Pläne zum Ausbau der Windkraft, teilen der FDP-Enzkreisabgeordnete Prof. Dr. Erik Schweickert und sein Freudenstädter Kollege Dr. Timm Kern mit. Die beiden Liberalen hatten das Thema zuvor im Rahmen einer Kleinen Anfrage (Drucksache 17/3697) aufgeworfen, zeigen sich nun jedoch verärgert darüber, dass die Landesregierung zwar munter eine Ausweitung der Windkraft fordere und Staatswaldflächen auf den Markt werfe, sich allerdings nicht darum schere, ob die Anlagen letztlich auch leisten, was man sich von ihnen verspricht. „Die Landesregierung erhält keine Daten der Anlagenbetreiber zur Auslastung und verweist stattdessen auf öffentlich einsehbare Daten der Netzbetreiber. Allerdings hat sie keinerlei Informationen darüber, mit welcher Auslastung die Betreiber während der Planungsphase gerechnet haben. Wie man so sehen möchte, ob der forcierte Ausbau der Windkraft die hochgesteckten Erwartungen im windschwachen Nordschwarzwald tatsächlich erfüllt, bleibt uns ein Rätsel“, kritisieren Schweickert und Kern die mangelhafte Datenlage.
Für Schweickert belegt das federführende Umweltministerium mit seiner Antwort vielmehr, dass der Nordschwarzwald im Vergleich mit anderen Regionen nicht für Windkraft geeignet ist. „Die zur Verfügung stehenden Daten zeigen deutlich, dass die Windkraftanlagen in unserer Region bis auf wenige Ausnahmen nicht nur im bundesweiten, sondern selbst im landesweiten Vergleich unterdurchschnittlich abschneiden. Vermutlich weicht man auch deshalb unserer Frage nach einer klaren Bewertung von Auslastung und Energiegewinnung aus, denn dann müsste man eingestehen, dass es anderswo besser aussieht“, meint der Enzkreisabgeordnete. Insgesamt sind nach Ministeriumsangaben Stand Dezember 2022 37 Windkraftanlagen in der Region Nordschwarzwald in Betrieb. Deren Auslastung lag im Mittel in 2020 bei 1.693 Volllaststunden und sank im windschwachen Folgejahr auf 1.467 Volllaststunden. Die Vergleiche mit dem landes- und bundesweiten Windkraftwerkspark zeigen allerdings, dass die Anlagen im Nordschwarzwald im Großen und Ganzen unterdurchschnittlich ausgelastet sind. Zwar gibt es im landesweiten Vergleich durchaus Abweichungen nach oben und unten, allerdings zeigen die Daten aus Sicht der beiden Liberalen, dass die Negativbeispiele doch überwiegen. Noch deutlicher zeigt sich dies im bundesweiten Vergleich. Die mittleren möglichen Volllaststunden des bundesweiten Kraftwerksparks sind zwar zwischen 2004 und 2019 von 1.615 auf 2.062 Stunden gestiegen. Allerdings werden diese Werte von Anlagen im Nordschwarzwald im Normalfall nicht ansatzweise erreicht.
Aus Sicht des Freudenstädter Abgeordneten Kern kann auch der Trend zu immer größeren Anlagen nichts an der vergleichsweise schwachen Auslastung ändern. Gleichzeitig kritisiert er allerdings die damit einhergehenden Belastungen für Umwelt und Natur. „Alle 23 Anlagen in der Region, für die aktuell bereits die immissionsschutzrechtliche Genehmigung vorliegt oder das Verfahren läuft, sind mit bis zu 166 Meter Nabenhöhe deutlich größer als alle bisher stehenden Anlagen. Das wird bei anderen Flächen, für die Planungen laufen, nicht anders sein. Das führt dann zwar aller Voraussicht nach zu insgesamt mehr Volllaststunden der jeweiligen Anlagen, wird aber nichts daran ändern, dass diese anderswo besser aufgehoben wären. Wir müssen uns Gedanken machen, ob die Eingriffe in wertvolle Waldflächen und das Landschaftsbild der Tourismusregion dies wert sind“, so Kern.