Pünktlichkeit auf der Residenzbahn ist nach wie vor meilenweit von annehmbaren Werten entfernt!

Aktuelle Zahlen zeigen das tatsächliche Ausmaß der Probleme seit der Fahrplanumstellung an Pfingsten
Aus der Antwort der Landesregierung auf eine kleine Anfrage (Drucksache 16/7189) des Landtagsabgeordneten des Enzkreises Prof. Dr. Erik Schweickert geht nun deutlich hervor, wie schlecht es um die Pünktlichkeit der Züge auf der Residenzbahn bestellt ist. So erreichte Abellio von Juni bis einschließlich November 2019 nur eine Pünktlichkeitsquote von durchschnittlich 64,1%, während Go-Ahead mit 65,2% nur geringfügig besser abschneidet. In der ersten Jahreshälfte bis zur Fahrplanumstellung an Pfingsten hatte die Deutsche Bahn noch Werte von durchschnittlich 78,4% erreicht. Als pünktlich werden hierbei jedoch von der Landesregierung in ihren geschlossenen Verkehrsverträgen auch die Züge definiert, die weniger als vier Minuten Verspätung haben. „Mich erreichen seit Monaten bergeweise Zuschriften und Problembeschreibungen von frustrierten Fahrgästen, deren tägliche Wahrnehmung sich in keinster Weise mit den veröffentlichten Pünktlichkeitswerten deckt“ so Schweickert. Deshalb hatte der Freie Demokrat auch nach der tatsächlichen Pünktlichkeit gefragt, denn die knapp 4 Minuten Verspätung eines „offiziell pünktlichen“ Zuges in Karlsruhe Hbf reichen häufig nicht mehr aus, um den Anschluss an den Fernverkehr zu schaffen.
Betrachtet man diese eigentlichen Planwerte, fallen die Ergebnisse deutlich verheerender aus und decken sich eher mit der Wahrnehmung der Bahnkunden. So haben die Züge Abellios ihr Ziel seit der Fahrplanumstellung nur zu 20,5% tatsächlich pünktlich erreicht, während Go-Ahead auf 29,7% kommt. Für den Enzkreisabgeordneten Schweickert sind diese Zahlen in keinster Weise akzeptabel und ernüchternd zugleich: „Nachdem die beiden Betreiber immer wieder beteuert haben, ihre Probleme in den Griff zu bekommen, muss ich jetzt leider feststellen, dass dem in puncto Pünktlichkeit bisher nicht so ist. Beide Betreiber sind noch immer meilenweit davon entfernt, eine annehmbare tatsächliche Pünktlichkeit zu erreichen!“
In Anlehnung an Otto Rehagels Zitat „Die Wahrheit liegt auf dem Platz“ bringt es Schweickert auf den Punkt: „Die Wahrheit liegt am Bahnsteig und nicht in Statistiken mit einem schöndefinierten Pünktlichkeits- und Ausfallbegriff, die die Bahnfahrer ob ihrer gemachten Erfahrungen staunend zurücklassen“. Denn wenn man wisse, dass für die Landesregierung in Baden-Württemberg nur Züge mit einer Verspätung von 4 bis 31 Minuten Verspätung auch verspätet sind, würde man die Pünktlichkeitsstatistik, in der unter 4 Minuten alles pünktlich und alles über 31 Minuten gar nicht existiert, mit ganz anderen Augen wahrnehmen.
Beispielsweise fielen alleine im Monat September bei Abellio 149 Züge aus oder wurden wegen ihrer großen Verspätung von über einer halben Stunde als ausgefallen gewertet. „Diese ‚ausgefallenen‘ Züge verschärfen die von den Nutzern erfahrene Verspätungssituation massiv und sind nicht zu akzeptieren, auch wenn das offiziell gar nicht in die Pünktlichkeitsstatistik mit einfließt“ so Schweickert verärgert. Dabei konnte das Verkehrsministerium für die IRE-Verbindung von Go-Ahead noch gar keine Zahlen dieser „ausgefallenen“
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Züge für die Residenzbahn liefern. Zum Vergleich: Bei der Deutschen Bahn waren von Januar bis Pfingsten dagegen von den RE- und IRE-Verbindungen zusammengenommen nur 174 Züge ausgefallen bzw. über eine halbe Stunde zu spät. „Damit ist nicht nur die Pünktlichkeit deutlich gesunken, sondern auch die Zahl der ‚ausgefallenen‘ Züge ist geradezu explodiert“, so Schweickert. „Die Uhr tickt. Wir brauchen jetzt schnelle Verbesserungen. Jeder kann sich selbst ausmalen, was während der Sanierung der Schnellfahrstrecke passiert, wenn schon jetzt ein Drittel der Züge zu spät oder überhaupt nicht kommt.“
In Anbetracht dieser katastrophalen Werte sieht der FDP-Politiker nach wie vor die Notwendigkeit seines öffentlichen Drucks auf die Verantwortlichen. „Auch wenn das dem grüngeführten Verkehrsministerium nicht passt und man sich dort vielleicht von Regierungsseite eher einen kuschenden Abgeordneten wünscht: So eine Performance trägt definitiv nicht dazu bei, dass ich klein beigebe“, so Schweickert, der selbstverständlich wie bei der Unterschriftenübergabe im November 2019 schon vereinbart für ein Gespräch mit Herrn Hermann und dem Verkehrsministerium im ersten Quartal 2020 zur Verfügung steht.
„Ich sehe es gegenüber den Menschen im Enzkreis als meine Pflicht an, über diese Missstände aufzuklären und auch weiterhin den Finger in die Wunde zu legen“, gibt sich Schweickert kämpferisch.
Keine Angaben konnte die Landesregierung dahingegen zu der Frage machen, wie hoch die Vertragsstrafen für die qualitativen Defizite auf der Residenzbahn für die beiden Streckenbetreiber bisher ausfielen, da diese erst im Jahr 2020 im Rahmen einer Jahresrechnung errechnet werden. Der Enzkreisabgeordnete kündigt deshalb an, im kommenden Jahr erneut nachzufragen, um seiner Forderung Nachdruck zu verleihen, die Pönalen zur Entschädigung der nun über einen langen Zeitraum gebeutelten Pendler zu nutzen. „Diejenigen, die der Bahn trotz aller Probleme die Stange gehalten haben, sollten wenigstens ein Stück weit entschädigt werden. Deshalb sollte das Land die Strafzahlungen nicht in die eigene Tasche stecken“, so Schweickert abschließend.