Zahlen sind Notruf an die Landesregierung
Die von Kultusministerin Susanne Eisenmann (CDU) vorgestelltenErgebnisse der Erhebung zum Schwimmunterricht in Baden-Württemberg waren besorgniserregend, trafen jedoch bei weitem nicht die im Enzkreis von vielen Eltern deutlich drastischere Wahrnehmung der Lage. Aus diesem Grund hat der FDP Landtagsabgeordnete des Enzkreises Prof. Dr. Erik Schweickert die Initiative ergriffen und sich aus dem landesweiten Datenpool die Ergebnisse des Enzkreises separat ausweisen lassen. Immerhin hatten sich aus den 28 Kommunen des Enzkreises 49 Schulen an der landesweiten Studie des Kultusministeriums beteiligt.
„Die Ergebnisse der Studie waren ja für Baden-Württemberg insgesamt schon schlecht, für den Enzkreis fallen die Ergebnisse jetzt aber nochmals deutlich schlechter aus und belegen die Erfahrungen viele Eltern“ so der Enzkreisabgeordnete Schweickert. Dies zeigt nun die Antwort der Landesregierung auf seine kleine Anfrage (Drucksache 16/7004), in der Schweickert explizit nach den Ergebnissen aus dem Enzkreis gefragt hatte.
Nach dieser Erhebung können im Enzkreis zwar rund 79 % (Landesdurchschnitt 71 %) der Schüler am Ende der Grundschulzeit auf der festgelegten Basisstufe schwimmen. „Dies gilt aber nur für diejenigen, die überhaupt Schwimmunterricht besuchen konnten“ so Schweickert. Denn über 30 % der Schulen im Enzkreis gaben an, dass sie im Schuljahr 2018/2019 gar keinen Schwimmunterricht anbieten konnten. Hier liegt der Enzkreis deutlich hinter dem Landesdurchschnitt, aber auch deutlich hinter seinen Nachbarkreisen. Beispielsweise konnte im östlich angrenzenden Landkreis Karlsruhe (auch ohne die Stadt Karlsruhe) von stattlichen über 90 % der Schulen Schwimmunterreicht angeboten werden, nur bei 9 % der Schulen im Landkreis Karlsruhe fiel dieser aus.
Als Grund, warum sie keinen Schwimmunterricht anbieten konnten, gaben über 65 % der Schulen des Enzkreises an, dass es kein Schwimmbad in der Nähe gebe bzw. die Fahrzeiten zum Schwimmbad zu lang seien. Bei über 30 % der Schulen des Enzkreises ist das nächste Schwimmbad mehr als 10m km entfernt, bei weiteren über 40 % immerhin noch drei bis zehn Kilometer entfernt. Dabei wären im Enzkreis genügend qualifizierte Lehrkräfte vorhanden, denn während im Landesdurchschnitt immerhin über ein Drittel der Schulen das Fehlen von qualifizierten Lehrkräften als Grund für den unterbleibenden Schwimmunterricht benannt haben, waren dies im Enzkreis lediglich 11 % der Schulen.
Schweickert widerspricht deshalb auch der Einschätzung der Landesregierung, dass die Schule nicht der Ort fürs ‚Schwimmen lernen‘, sondern fürs ‚Schwimmen üben‘ sei: „Wenn bei 40 % der Schwimmvereine und DLRG-Ortsgruppen die Wartezeit auf einen Platz in einem Schwimmkurs ein Jahr und mehr, teils sogar bis zu zwei Jahre beträgt, können viele Eltern nicht ihrer Aufgabe nachkommen, dass ihre Kinder in einer sicheren Umgebung und unter qualifizierter Anleitung vor oder zu Beginn der Grundschulzeit Schwimmen lernen können.“
Damit ist die Aufgabenstellung des Landes für den Freien Demokraten klar umrissen: Das Land muss auf die Kommunen zugehen, um die jeweilige Verfügbarkeit von Schwimmbädern vor Ort zu erfassen und einen Maßnahmenplan zu vereinbaren, damit der Schwimmunterricht nicht weiter mangels geeigneter Wasserfläche untergeht. „Wenn man weiß, dass fast jedes sechste Bad in Baden-Württemberg von der Schließung bedroht bzw. die Hälfte in den nächsten fünf Jahren sanierungsbedürftig ist, war es geradezu töricht, im aktuellen Haushalt keine Mittel für die Förderung von Schwimmbädern aufgenommen zu haben.“ so Schweickert verärgert. Laut dem liberalen Enzkreisabgeordneten genauso töricht wie der von Ministerpräsident Kretschmann (Grüne) gemachte Vorschlag, die Kinder sollten mangels Möglichkeiten zum Schwimmunterricht in der Donau schwimmen lernen.